Thomas Born

sensorium commune

 

 

15. Oktober bis 14. November 2000

 

"Viewfinder"

 

 

"Tortell"

 

for an english version scroll down

 

Thomas Born ist Medienkünstler und  Mediendesigner. Er absolvierte ein Kunst- und Fotografiestudium in Berlin und Kassel. Als  Assistent am Max-Planckinstitut in Göttingen entwickelte er  ein Sehgerät für die 3DWahrnehmung von kleinsten Zellstrukturen. Seither untersucht er als Künstler grundlegende Mechanismen und Zusammenhänge in der optischen Wahrnehmung. Seine künstlerischen Arbeiten widmen sich seit Ende der 70er Jahre der Entwicklung der Neuen Medien und schreiben mit Arbeiten wie Hole & Hill (1985), Fantomas, Fantomas (1988)  oder Tortellini (1987)  Mediengeschichte.

Borns optische Analysen und Interesse an objektivierbaren Zusammenhängen ließen ihn von Anfang an mit Wissenschaftlern aus den verschiedensten Bereichen kooperieren und immer wieder nach neuen Wegen suchen, seine Fragen und Antworten weiter zu vermitteln. 1988 gründete er zusammen mit Anna Heine die bildo akademie. bildo war die erste private Medienkunsthochschule, die staatlichanerkannte Zertifikate ausstellen konnte und eine Anzahl an hervorragenden Absolventen ausgebildet hat.

Der Pioniergeist von Thomas Born wird in einer Ausstellung im Kunst- und Medienzentrum Adlershof gewürdigt. Zu sehen sein werden vornehmlich neue Arbeiten und solche Installationen, die im Zeitalter der Schnelligkeit ( 10 Jahre alte Hard- und Software verschwindet einfach, wenn sie nicht musealisiert wird, und wer archiviert Dokumente mit rasendem Verfallssdatum?) rekonstruierbar sind. U.T.

 

Thomas Born

sensorium commune : virtuelle installationen

Seit den Anfängen seiner künstlerischen Tätigkeit, Ende der 70ger Jahre, befaßt sich der Medienkünstler Thomas Born mit der Thematik, die man, seitdem Jaron Lanier in den 80ger Jahren den Begriff "virtual reality" geprägt hat, als Virtualität des Raums bezeichnen kann. Borns neueste Arbeiten dazu bilden den Kern einer Ausstellung, die das Kunst- und Medienzentrum Adlershof mit seinen Werken veranstaltet. Dabei handelt es sich um raum-greifende Installationen, die sich auch als "Sehmaschinen" bezeichnen lassen, die auf der Basis computergenerierter Bilder für den Betrachter einen dreidimensionalen Raum entstehen lassen. Damit ist die neue Ausstellung vor allem die konsequente Fortführung von Borns Projekten "Hole & Hill" 1985, "Fantomas" 1988 und "Binokulare Installationen" 1987. Mit seinen Installationen stellt uns Born ein "sensorium commune" zur Verfügung, das uns zurückführt in die Urschicht der Wahrnehmung, uns dazu bringt, auf die Wahrnehmungserfahrung zurückzugehen und uns mit der Naivität unserer Wahrnehmungsakte auseinanderzusetzen. Unsere Wahrnehmung kommt zu ihren Gegenständen, und einmal konstituiert, erscheint der Gegenstand als Ursache all unserer tatsächlichen oder möglichen Erfahrungen. Wir sehen einen Gegenstand unter einem bestimmten Blickwinkel, wenn wir unmittelbar davor stehen, anders sieht es von der anderen Seite her aus, wieder anders von innen, nochmals anders aus der Luft betrachtet. Der Gegenstand selbst ist keine dieser Erscheinungen, es ist, wie es Leibnitz ausgedrückt hat, das "Geometral" dieser und aller anderen möglichen Erscheinungen, d.h. das von dem alle Erscheinungen abzuleiten wären, es ist der Gegenstand von nirgendwoher gesehen. Das Geometral selbst ist demnach unsichtbar. Natürlich erfolgt der Zugang zu den Gegenständen, der Blick, immer von irgendwoher aus, aber, und darauf verweisen die Arbeiten von Thomas Born, ohne daß das Sehen selbst in unsere Wahrnehmung eingeschlossen wäre. Die reflexive Kraft von Borns Medienkunst besteht vor allem darin, daß sie uns vor Augen führt, wieviel von dem, was wir für Wahrnehmung halten, unsichtbar ist und uns vor Augen geführt werden muß. Die Arbeiten von Thomas Born tun das mit großer Konsequenz und offenbaren uns, daß Virtualität keine exklusive Kategorie des digitalen technischen Sektors ist, sondern schon in der künstlerischen Auseinandersetzung mit den Problemen des Raums angelegt ist. Über die neuen Arbeiten hinaus werden in der Ausstellung ausgewählte Arbeiten aus 25 Jahren medienkünstlerischen Schaffens des Künstlers zu sehen sein. Borns Arbeiten aus drei Jahrzenhnten dokumentieren ein Stück deutscher Medienkunstgeschichte, das in dieser Ausstellung zum ersten Mal zu sehen sein wird. Medienkunst zu Beginn des neuen Jahrhunderts läßt sich damit in ihren Entwicklungslinien und Quellen in anschaulicher und transparenter Form begreifen.

 

zurück

 

Thomas Born

sensorium commune : virtual installations

New works by Thomas Born at Kunst- und Medienzentrum Adlershof Since his beginnings in art-work in the late 70s, media-artist Thomas Born was occupied with the subject of what later in the 80s was to become "virtual reality", a term coined by Jaron Lanier. Born's latest works in this respect shape the kernel of an exhibition, the Kunst- und Medienzentrum Adlershof will show. It is dealing with spacing installations one could call "Sehmaschinen" based on computer-generated images, transporting the spectator into a 3D-room. This way, this new exhibition is first of all the consequent continuation of Born's earlier projects "Hole & Hill" 1985, "Fantomas" 1988 and "Binokulare Installationen" 1987.  Born's installations provide a "sensorium commune" that takes us down into the prime-val mud of perception, forcing us back into the experience of perception and taking us down to the naivety of our perception file. Our perception comes to it's subjects. Once constitued, the object appeares as the rea-son for all our real or possible experiences. Looking at it from different angles we will see the objects in different ways. The object itself is none of these appearances. Leibnitz called it the "Geometral" of this and all other possible appearances, i.e. the one, all appearances can be derived from. It is the object seen from nowhere. Therefore the Geometral itself is invisible. Naturally, access to the objects, the view, always originates somewhere, yet without including the viewing itself into our perception: here Thomas Born's works put the fin-ger. The reflexive force of Born's media-art primarily shows, how much of what we take for perception is invisible and must be shown. This he does with great consequence, thus making obvious: virtuality is no exlusive category of the digital technical sector, but designed within the artistic discussion about problems of space already. Beyond these new works, selected pieces from three decades of media-artistic produc-tion will be shown, documenting a piece of german media-art-history, here on display for the first time. Media-art, at the beginning of the new century in it's developments and sources, one will understand in this graphical and transparent form.

 

 

vita Thomas Born

 

 

back