![]() Kai-Olaf Hesse |
Kai-Olaf Hesse
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Christian von Steffelin
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Christian von Steffelin
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Til Vanish / Eve Hurford
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Til Vanish / Eve Hurford
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Martin Zeller
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Martin Zeller
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Veronika Kellndorf
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Seit mehr als zehn Jahren befindet sich Berlin in einem ständigen
Umwandlungs- und Umgestaltungsprozess. Die Visionen vom Aufbau der neuen
deutschen Hauptstadt, von der Erschaffung der modernen Metropole und von der Annäherung
des westlichen und des östlichen Lebensverständnisses bekommen allmählich
eine konkretere Gestalt. Viele der unzähligen Vorhaben sind bereits umgesetzt
worden, viele werden gerade real, viele werden noch angestrebt. Die Ausstellung Fiktion
Berlin reflektiert die Schnittstellen an der Grenze zwischen der
Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Sie nimmt die äußeren Bilder der
Stadt mit den Brüchen, Veränderungen und Widersprüchen wahr und stellt die
Frage nach dem Spannungsverhältnis zwischen dem Erscheinungsbild und der Realität
der Stadt in den Mittelpunkt. Die Ausstellung präsentiert sechs künstlerische
Positionen aus drei in Berlin voneinander fast unabhängig bestehenden Szenen:
Aus der Kunstszene, aus dem Kreis der in Berlin lebenden Fotografen und schließlich
aus der für Berlin charakteristischen
Club- und Technoszene.
Die großformatigen Farbfotografien von Martin Zeller (geb. 1961) sind nächtliche Visionen der Stadt: Glas,
Glanz und Licht bestimmen die atmosphärischen Nachtaufnahmen der neuen Berliner
Architektur. Diese erscheint hier als ob ohne reale Substanz, sie wirkt
immateriell, als Lichtkulisse, als transparente Erscheinung. Die Architektur
wird hier zur Metapher: Ist es eine Vision, eine Halluzination oder die
Wirklichkeit?
Das Video Die Welt des
Tropisten bewegt sich zwischen Dokumentation und Fiktion, zwischen Traum und
Alptraum. Maix Mayer (geb. 1960)
beobachtet einzelne Entstehungsstufen konkreter Neubauten. Durch die fertige von
Transparenz, Glas und Leichtigkeit bestimmte Architektur bewegen sich dann junge
elegant angezogene Menschen im Rhythmus angenehmer Musik. In seiner zweiten
Videoarbeit Oberfläche reflektiert
Mayer mit distanzierter Ironie die Eröffnungsfeier der Nordischen Botschaften
in Berlin.
Kai-Olaf Hesse
(geb. 1966) zeigt in seinen Farbaufnahmen Bauplätze und urbane Zusammenhänge,
deren Gestalt manchmal als bloße Vision, manchmal als reine Projektion,
manchmal als Realität mit versteckten Bedeutungen erscheint. Hesse nimmt hier
Übergänge, Diskrepanzen und wechselnde Identitäten der Stadt wahr.
In den Fotografien von Christian
von Steffelin (geb. 1963) wird die Gewalt deutlich, mit der die alte städtische
Substanz abgerissen wurde, um den neuen architektonischen Visionen Raum zu
geben. Es sind Aufnahmen, in denen die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen
Stadtbilder nebeneinander Bestand haben.
In
den Fotografien von Dirk Plamböck (geb.
1960) steht die Berliner Technoszene im Mittelpunkt. Umhüllt vom Nebel roter,
blauer und violetter Lichter bewegen sich hier
Menschen im Rhythmus der Techno-Musik bis zur Auflösung eigener Grenzen
im Zustand des Rauschs und der Trance. Plamböck macht auch Aufnahmen einzelner
Persönlichkeiten der Techno-Szene: im Studio fotografiert er Veranstalter, DJs,
Türsteher, Gäste und Barkeeper.
Till Vanish (geb.
1967) und Eve Hurford (geb. 1971) kommen aus der Berliner Clubszene. In ihrer
Videoarbeit wechseln in rascher Abfolge Bilder verschiedener Realitäten der
Stadt: Schriftzeichen, Reklame, Verkehrsschilder, Architektur, Straßen,
Menschen, Situationen sowie Collagen aus Stimmen, Szenemusik, Straßenlärm und
Baugeräuschen folgen im schnellen Rhythmus visueller Wahrnehmung. Aus einem so
verdichteten Gefüge der Stadt entsteht eine neue fiktive Gestalt der Berliner
Metropole.
Simona
Mehnert arbeitet als Ausstellungsreferentin im Tschechischen Zentrum in Berlin, wo sie seit fast acht Jahren die
Ausstellungstätigkeit leitet. Als freie Kuratorin ist sie Vermittlerin zwischen
der tschechischen und deutscher Gegenwartskunst. Sie bereitete die Ausstellung
"Fiktion Berlin" für die Galerie
kritiku in Prag im letzten Jahr vor. Im Jahr 2000 präsentierte sie den
chinesichen in Berlin lebenden Künstler Zhu Jinshi in der Prager Kunsthalle Mánes,
machte mehrere Ausstellungen tschechischer Gegenwartskunst in der ifa-Galerie
in Berlin (Institut für Auslandsbeziehungen), im Jahr 2002 eine Ausstellung von
Petr Kvícala im Messepalais der
Nationalgalerie in Prag, die sie auch 2001 im Automobilforum Unter den Linden in Berlin kuratierte und sie war
eine der Kuratoren der Ausstellung INSIDEOUT.
Prag, Berlin, New York, die 2002 im Kunstbunker
in Berlin im Rahmen des Berliner Kunstherbst stattfand.