Robert Davies - "acrylics" 

- Fotoobjekte

 

16.11. - 16.12.03

 

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Acrylic No. 17

 

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Acrylic No. 29

 

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Acrylic No. 75

 

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Acrylic No. 80

 

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Zu den größten Herausforderungen jeder künstlerischen Tätigkeit zählt die Reduktion der Form. Ist es im großen Gestus durchaus möglich Schwachstellen in der Vielfalt zu verstecken, entlarvt die Reduktion jede Schwäche ohne Nachsicht. Die Abstraktionen des beginnenden 20.Jhds mündeten nach stürmischer Entwicklung in Kasimir Malewitchs schwarzem

Quadrat, einem Schlusspunkt abstrakter Malerei. Später mußten sich all jene mit dessen radikalen Lösungen auseinandersetzen, sofern sie gestalterisch ähnliche Wege einschlagen wollten. Robert Davies fulminante Werkgruppe seiner „acrylics" ist ohne die Formfindungen und die gestalterische Reduktion jener Tage undenkbar. Wiewohl er ein optisch-chemisches Verfahren nutzt, überwindet er mit spielerischer Leichtigkeit die unumgänglichen Schwächen der Malerei. In langen Reihen hat Robert Davies in der Dunkelkammer Farben durch Filtern mit Cyan, Magenta und Gelb gemischt und diese beinahe unendlichen Streifen zugleich in ein skalierbares Zahlensystem übertragen. Die neutral, also ohne Gedanken an ihre Kombinationsfähigkeit ermittelten Farben ( und damit auch Zahlen) wurden in einem Buch bewahrt. Die Kombination verschiedener Farbfelder in unterschiedlichen Rhytmen, Breiten und Farbwerten ergab schließlich ein ideales, vertikales System mit drei, resp. vier Farbfeldern. Die Farbwerte selbst reichen von leichten und beinahe schwerelosen Tönen bis hin zu sehr schweren Braun- und Grau- Tönen. Kontraste und Harmonien spielen in der Binnenstruktur der Werke, wie auch ihrem Zusammenklang zusammen und verleihen den Arbeiten ungeahnte Harmonie.

Robert Davies Farbflächen stehen mit brillanter Leuchtkraft in vollendeter Glätte und Gleichmäßigkeit schmal und doch monumental nebeneinander. Getrennt werden sie durch ein zarte Linie, die aus der Mischung der benachbarten Farben entsteht. Die gesamte Werkgruppe, entstanden im Jahr 2001, ist in der Reihenfolge ihrer Entstehung nummeriert und auch durch diese Zahlen betitelt. Dies resultiert aus dem Unvermögen menschlicher Sprache, die unglaubliche Vielzahl an Farben, die wir mit unseren Augen sehen und unterscheiden können, eindeutig zu benennen. Hiervor kapitulierte der Künstler und beließ es bei den schlichten Ziffern, die letztendlich auch das passende Aequivalent zur Schlichtheit dieser Werke ist..

Wie in einem Schneewittchensarg geborgen, liegen makellos glänzenden Farbflächen unserem Zugriff entzogen. Der Einsatz von Acrylglas zum Schutz der empfindlichen Oberflächen ist in der zeitgenössischen Kunst durchaus üblich. Vor allem große Formate der Fotografie finden sich als sog. „duratrans" hinter Acrylglas geklebt, sicher und elegant präsentiert. Robert Davies´ Acrylplatte ist 24 mm stark und wandelt den Werkcharakter durch ihre schiere physische Präsenz, ihre Glätte und ihren, an einen Eisblock erinnernden Glanz. Masse und Aura sind nicht mehr allein die einer Fotografie, jedes Stück ist ein Unikat, der objekthafte Charakter entsteht.

Walter Benjamins dictum vom „Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit" wird durch die mühselige und nicht wiederholbare Arbeit in der Dunkelkammer ausgehebelt und erweitert hiermit auch das Medium über seine reine Erscheinung heraus. Die Fähigkeit der Fotografie zu einer nur durch den Künstler limitierbaren Auflage erweiterte den Kreis der Besitzer und Betrachter der Fotografien und trug so zur Demokratisierung der Kunst bei. Robert Davies Werkgruppe „acrylics" strahlt bewußt als singuläres Produkt und reduziert damit ihre Verfügbarkeit ebenso wie sie auch ihr auratisches Moment erhöht. Doch ist seine Beschränkung der Auflage eine durch das Verfahren unumgängliche Limitierung, notwendiger Teil der künstlerischen Produktion. Das Spiel mit Licht und Farbe, beim Entstehungsprozess wie der Präsentation, wenn die wechselnden Farbtemperaturen des Raumlichtes und seine unterschiedlichen Einfallswinkel auf den farbigen Flächen schimmern, verleihen Robert Davies „acrylics" neben all der Eleganz etwas kostbares: Leben.

 

 

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